Was sind Solardachziegel und wann sind sie sinnvoll?

Ein Dach mit mehr als reine Schutzfunktion – Solardachziegel machen genau das möglich. Sie verbinden moderne Photovoltaik mit klassischem Dachdesign und gelten als elegante Alternative zu sichtbaren Solarmodulen. Doch lohnt sich diese Technik, und welche Vor- und Nachteile bringt sie für Hausbesitzer mit sich? Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über Solardachpfannen.
Was sind Solardachziegel?
Solardachziegel sind Dachziegel mit integrierten Solarzellen, die Strom aus Sonnenenergie erzeugen und gleichzeitig das Dach abdecken. Anders als herkömmliche Solarmodule werden sie nicht auf das Dach montiert, sondern ersetzen die normale Dacheindeckung. Dadurch wirken sie optisch wie klassische Ziegel, bieten aber zusätzlich die Funktion einer Photovoltaikanlage.
Wie funktionieren Solardachziegel?
Solardachziegel bestehen aus einem Trägermaterial wie Ton, Keramik oder Glas, in das dünne Solarzellen integriert sind. Jeder Ziegel erzeugt Strom, wird über Steckverbindungen mit den Nachbarziegeln verschaltet und bildet so einen Stromkreis. Zusammen ergeben sie eine komplette Photovoltaikanlage, die den erzeugten Gleichstrom über Kabel zum Wechselrichter leitet, wo er in nutzbaren Wechselstrom umgewandelt wird.

Was kosten Solardachziegel?
Solardachziegel kosten rund 25 bis 35 Euro pro Stück, was etwa 330 bis 420 Euro pro Quadratmeter entspricht. Für eine Photovoltaikanlage mit 10 kWp Leistung müssen Hausbesitzer mit Gesamtkosten von 25.000 bis 30.000 € rechnen. Die Preise hängen von Dachgröße, Montageaufwand und Anbieter ab.
Gibt es Fördermittel speziell für Solardachziegel?
Gesonderte Fördermittel nur für Solardachziegel gibt es nicht. Sie fallen unter die allgemeinen Programme für Photovoltaik und energetische Dachsanierung. Dazu zählen BAFA-Zuschüsse bis 20 % für Maßnahmen an der Gebäudehülle sowie KfW-Kredite für PV-Anlagen. Auch der Nullsteuersatz auf Lieferung und Montage gilt. Regionale Förderungen können Solardachziegel ebenfalls einschließen.
Wie viel Fläche benötigen Solardachschindel?
Für 1 kWp Leistung werden bei Solardachschindel etwa 10 bis 12 Quadratmeter Dachfläche benötigt, da ihr Wirkungsgrad geringer ist als bei herkömmlichen PV-Modulen. Eine typische 10 kWp-Anlage erfordert also rund 100 bis 120 Quadratmeter Dachfläche. Der genaue Bedarf hängt von der Effizienz der verwendeten Ziegel und den Standortbedingungen ab.
Welche Ertrag erzeugen Solardachziegel?
Solardachziegel erzeugen durchschnittlich 800 bis 1.000 kWh pro kWp und Jahr, abhängig von Ausrichtung, Neigung und Standort. Umgerechnet erzeugen sie 80 bis 120 kWh Strom pro Quadratmeter Dachfläche und Jahr. Eine Dachfläche von 100 Quadratmeter kann damit etwa 8.000 kWh jährlich liefern. Der Ertrag liegt etwas unter dem klassischer Solarmodule, reicht aber für die Versorgung eines typischen Haushalts weitgehend aus.
Lohnen sich Solardachziegel?
Solardachziegel lohnen sich, wenn klassische Aufdach-Module optisch oder rechtlich nicht möglich sind. Sinnvoll sind sie bei Neubau, Dachsanierungen, Denkmal- oder Gestaltungssatzungen oder komplexen Dachformen. Finanziell lohnen sie sich meist nicht, da die Anschaffung deutlich teurer ist und der spezifische Ertrag etwas niedriger als bei herkömmlichen Solarmodulen ausfällt. Zudem ist die Wartung bzw. der Austausch einzelner Ziegel aufwändiger.
Beispielrechnung
Im Folgenden vergleichen wir die Installation einer herkömmlichen PV-Anlage mit Solardachziegeln. Im Haushalt werden 5.000 kWh Strom im Jahr verbraucht und die PV-Anlage soll 7 kWp haben. Im Beispiel wird ein Eigenverbrauch von 30 % angenommen. Der übrige Strom wird für eine Einspeisevergütung von 7,86 Cent pro Kilowattstunde ins Netz eingespeist.
Aus diesem Beispiel wird ersichtlich, dass die Kosten einer Solardachziegel-Anlage deutlich höher sind und der Nutzen geringer ist. Das beeinflusst die Wirtschaftlichkeit negativ und führt dazu, dass sich die Kosten erst nach 33 Jahren amortisieren.
Wie lange halten Solardachpfannen?
Solardachziegel halten in der Regel 25 bis 30 Jahre, ähnlich wie herkömmliche Photovoltaikmodule. Die integrierten Solarzellen verlieren dabei jährlich etwa 0,3 bis 0,5 % an Leistung durch die Degradation. Nach der Lebensdauer liefern die Dachpfannen nur noch 80 bis 85 Prozent, statt die ursprüngliche 100.
Die Lebensdauer des Dachelements ist in den meisten Fällen länger als die elektrische Nutzungsdauer. Das Dach selbst bleibt dicht und stabil, sodass meist nur die Stromausbeute langsam sinkt. Ein Austausch der gesamten Anlage ist also nicht sofort nötig, aber für eine maximale Effizienz kann nach dieser Zeit eine Modernisierung sinnvoll sein.
Ist ein Austausch möglich?
Einzelne Solardachziegel können bei Defekt ausgetauscht werden. Der Austausch ist technisch möglich, aber aufwendiger als bei klassischen PV-Modulen, da jeder Ziegel separat eingebunden ist. Installateure müssen dazu die defekten Ziegel lokalisieren, aus der Dachfläche entfernen und neu verschalten. Das erhöht die Arbeitszeit und Kosten, macht aber eine Reparatur ohne komplette Dachsanierung möglich.
Wie sieht es mit Garantie und Wartung aus?
Solardachziegel haben in der Regel 20 bis 25 Jahre Leistungsgarantie auf die Stromproduktion und 10 bis 15 Jahre Produktgarantie auf die Ziegel selbst.
Die Wartung unterscheidet sich kaum von herkömmlichen PV-Anlagen: Eine regelmäßige Sichtkontrolle, Reinigung bei starker Verschmutzung und Überprüfung der elektrischen Anschlüsse reichen meist aus. Reparaturen sind möglich, aber aufwändiger, da einzelne Ziegel aus der Dachfläche entnommen und neu verschaltet werden müssen.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?
Damit Solardachziegel installiert werden können, müssen bestimmte bauliche und technische Voraussetzungen erfüllt sein. Diese sichern die Stabilität des Dachs, die Effizienz der Anlage und die rechtliche Zulässigkeit.
Bauliche Voraussetzungen
- Tragfähigkeit des Dachs: Das Dach muss das zusätzliche Gewicht der Solardachziegel tragen können, auch bei Schnee- oder Windlast.
- Dachzustand: Eine Installation lohnt sich vor allem bei Neubau oder Sanierung, da das Dach vollständig neu eingedeckt wird.
- Dachneigung und Ausrichtung: Ideal sind 30 bis 40 Grad und eine Südausrichtung. Bei Ost-West-Dächern ist ebenfalls ein wirtschaftlicher Betrieb möglich.
- Bau- und Denkmalschutzauflagen: In manchen Gemeinden oder bei denkmalgeschützten Gebäuden kann die integrierte Lösung vorgeschrieben sein.
Technische Voraussetzungen
- Elektrische Infrastruktur: Es muss Platz für Wechselrichter, Verkabelung und ggf. Stromspeicher vorhanden sein.
- Netzanschluss: Der Hausanschluss muss den erzeugten Strom aufnehmen können, ggf. sind Anpassungen notwendig.
- Kompatibilität mit Haustechnik: Einbindung ins Energiemanagement, Batteriespeicher oder Wärmepumpe sollte geplant werden.
- Fachgerechte Montage: Installation erfordert geschulte Solarteuer, da viele Einzelmodule korrekt verschaltet werden müssen.
Erfahrungen mit Solardachziegeln
In einem Erfahrungsbericht im HaustechnikDialog schildern Nutzer realistische Einschätzungen zu Solarziegeln: Sie loben deren optische Verträglichkeit, kritisieren jedoch hohen Installationsaufwand, viele elektrische Verbindungen und schlechteren Ertrag pro Fläche. Ein Nutzer schreibt etwa: „Weniger Ertrag pro Quadratmeter und dazu noch hohe Kosten. So kann man Geld vernichten.“
In dem Erfahrungsbericht zur Sanierung einer Villa mit Solardachziegeln (Stylist-PV von Autarq) wird hervorgehoben, dass sich das Erscheinungsbild des historischen Gebäudes weitgehend erhalten ließ, während moderne Photovoltaik integriert wurde. Die Ziegel erzeugen je nach Oberflächenfarbe zwischen etwa 99 und 124 W/m² (rotbraun ≈ 99 W, edelspacegrau ≈ 124 W). Die Realisierung erforderte eine Kombination aus Solardachziegeln und herkömmlichen PV-Modulen sowie kompetente Planung und Abstimmung der Gewerke.
Vor- und Nachteile von Solardachpfannen
Solardachpfannen verbinden Dachdeckung und Energiegewinnung in einem System. Sie bieten eine optisch ansprechende Lösung, sind aber deutlich teurer und weniger effizient als klassische PV-Module. Daher eignen sie sich vor allem für Bauherren, die Wert auf Design oder baurechtliche Vorgaben legen, während die Wirtschaftlichkeit in den Hintergrund tritt.
Vorteile
- Ästhetik: Fügen sich unauffällig ins Dach ein und wirken wie normale Dachziegel.
- Platzersparnis: Dacheindeckung und PV-Anlage in einem Produkt kombiniert.
- Einsatz bei Vorgaben: Ideal bei Denkmalschutz oder Gestaltungsauflagen.
- Flexibilität: Gut für verwinkelte Dächer mit kleinen Flächen geeignet.
Nachteile
- Hohe Kosten: Anschaffung und Installation sind deutlich teurer als bei Aufdach-PV.
- Geringerer Ertrag: Weniger Leistung pro m² im Vergleich zu Standardmodulen.
- Aufwendige Wartung: Austausch einzelner Ziegel ist kompliziert und kostenintensiv.
- Komplexe Montage: Viele kleine Bauteile erhöhen den Installationsaufwand und das Fehlerpotenzial.
Fazit: Wann sind Solardachziegel sinnvoll?
Solardachziegel sind sinnvoll, wenn die Optik im Vordergrund steht oder baurechtliche Vorgaben klassische PV-Module ausschließen, etwa bei Neubauten mit hoher Gestaltungsqualität oder denkmalgeschützten Gebäuden. Rein wirtschaftlich sind sie klassischen Aufdachanlagen deutlich unterlegen, da sie mehr kosten und weniger Ertrag bringen. Für Hausbesitzer, die Wert auf maximale Effizienz und schnelle Amortisation legen, bleibt die herkömmliche Photovoltaikanlage die bessere Wahl.
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