Brandgefahr bei PV-Anlagen: Wie hoch ist das Risiko wirklich?

Die mediale Wahrnehmung überschätzt die Brandgefahr teilweise deutlich, sodass viele Hausbesitzer sich vor einem Brand durch die eigene PV-Anlage sorgen. Doch wie hoch ist das Risiko wirklich – und wie lässt es sich minimieren? In diesem Artikel erfahren Sie, wie hoch die Brandgefahr bei PV-Anlagen ist, wie Brände entstehen und wie Sie sich schützen können.
Wie hoch ist die Brandgefahr bei PV-Anlagen?
Die Brandgefahr bei PV-Anlagen ist äußerst gering. Laut Fraunhofer ISE führen nur etwa 0,006 % aller Photovoltaikanlagen zu Bränden mit größeren Schäden. Das entspricht 6 Brandfällen pro 100.000 Anlagen. Damit ist das Risiko deutlich niedriger als bei vielen anderen elektrischen Geräten im Haushalt.
Die Brandgefahr durch PV-Anlagen im Vergleich:
Die meisten PV-Brände entstehen durch Installationsfehler oder mangelhafte Verbindungen, nicht durch die Module selbst. Das Risiko lässt sich durch fachgerechte Planung, normkonforme Installation und regelmäßige Wartung fast vollständig ausschließen. Die Daten zeigen klar: PV-Anlagen gelten bei richtiger Ausführung als sicher.
Gibt es gesetzliche Vorgaben zum PV-Brandschutz?
Es gibt klare gesetzliche Vorgaben zum Brandschutz bei Photovoltaikanlagen. Diese betreffen sowohl die bauliche Ausführung als auch die elektrische Sicherheit. Sie sollen Brände verhindern und im Ernstfall eine sichere Abschaltung ermöglichen. Die wichtigsten Regelwerke stammen aus dem Bauordnungsrecht und den VDE-Normen.
- Landesbauordnungen (LBO): PV-Anlagen müssen bestimmte Abstände zu Brandwänden oder Nachbargebäuden einhalten. Auf Flachdächern mit brennbarer Abdichtung sind zusätzliche Nachweise zum Brandschutz erforderlich.
- DIN VDE 0100-712: Diese Norm regelt die sichere elektrische Installation von PV-Anlagen. Sie schreibt unter anderem eine normgerechte Kabelführung und Schutzmaßnahmen gegen Lichtbögen vor.
- VDE-AR-E 2100-712: Diese Anwendungsregel betrifft die Abschaltung der Gleichstromseite. Sie beschreibt den Einsatz von Feuerwehrschaltern, die im Brandfall eine gefahrlose Löscharbeit ermöglichen.
- DIN VDE 0132 und GUV-I 8677: Diese Vorschriften regeln das Verhalten von Einsatzkräften bei Bränden an elektrischen Anlagen. Sie beinhalten Mindestabstände und Anforderungen an die Spannungsfreischaltung.
- VdS-Richtlinien: Bei Anlagen auf brennbaren Dachmaterialien gelten zusätzliche Anforderungen wie die Verwendung von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen (AFDD) und besondere Schutzmaßnahmen.
- DGUV-Informationen: Für Planung, Montage und Wartung gelten Anforderungen an die Qualifikation der Fachkräfte. Die regelmäßige Prüfung der Anlage ist Teil der Betriebssicherheit.
- Brandschutzkonzept (bei Sonderfällen): Bei größeren oder komplexen PV-Anlagen kann ein individuelles Brandschutzkonzept erforderlich sein. Es dokumentiert alle notwendigen Maßnahmen zur Brandvermeidung und -bekämpfung.
Welche Abstandsregeln gelten in meinem Bundesland?
Die Landesbauordnungen regeln die Pflichtabstände von PV-Anlagen zur Brandwand oder zum Nachbargebäude. Diese können je nach Bundesland deutlich variieren. Während in manchen Regionen nur 50 cm gelten oder auf Brandwände verzichtet werden darf, fordern andere noch einen Abstand von 1,25 m.
In der folgenden Übersicht finden Sie die für Sie aktuell gültigen Vorschriften:
Häufige Brandursachen bei PV-Anlagen
Brände bei PV-Anlagen entstehen fast nie durch die Module selbst, sondern durch Fehler bei der Installation, Materialermüdung oder mangelhafte Wartung. In den meisten Fällen liegt die Ursache in elektrischen Problemen, die zu Lichtbögen und Überhitzung führen. Mit fachgerechter Planung und regelmäßiger Kontrolle können Sie diese Risiken weitgehend vermeiden.
- Installationsfehler: Unsachgemäße Verbindungen, schlecht gecrimpte Steckkontakte oder falsch verlegte Kabel können zu hohen Übergangswiderständen führen. Diese verursachen im Betrieb Hitze, die zu Lichtbögen oder Schwelbränden führen.
- Fehlerhafte Steckverbindungen: PV-Steckverbinder (z. B. MC4) müssen exakt zueinander passen und korrekt verrastet sein. Mismatching von Stecksystemen unterschiedlicher Hersteller kann zu mechanischen Problemen und elektrischen Schäden führen.
- Alterung und Materialermüdung: UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit setzen Kabelisolierungen und Dichtungen langfristig zu. Dies kann zu Isolationsfehlern und elektrischen Kurzschlüssen führen.
- Mängel am Wechselrichter: Defekte Lüfter, Überhitzung oder interne elektronische Fehler im Wechselrichter zählen zu den häufigeren Ursachen von PV-bedingten Bränden. Besonders kritisch sind ältere oder schlecht gewartete Geräte.
- Fehlende Wartung: Verschmutzungen, Korrosion an Anschlussstellen oder lockere Schraubverbindungen bleiben oft unbemerkt, wenn die Anlage nicht regelmäßig geprüft wird. Diese Probleme entwickeln sich schleichend und können zu thermischen Schäden führen.
- Tierbiss (z. B. durch Marder oder Nagetiere): Beschädigte Kabelisolierungen durch Tiere führen zu Kurzschlüssen oder Lichtbögen. Besonders gefährdet sind Dachbereiche und Kabelkanäle ohne Schutzmaßnahmen.
- Lichtbögen durch Übergangswiderstände: Wenn Kontakte nicht fest sitzen, entsteht ein erhöhter Widerstand. Der daraus entstehende Spannungsabfall kann Lichtbögen verursachen.
- Veraltete Anlagenkomponenten: Bei PV-Anlagen, die vor 2010 installiert wurden, wurden teilweise Komponenten verwendet, die heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr entsprechen. Hier ist das Risiko für Brände deutlich erhöht.
Wer haftet bei Brand einer PV-Anlage?
Der Installateur haftet bei fehlerhafter Planung, mangelhafter Ausführung oder der Verwendung ungeeigneter Bauteile. Voraussetzung ist, dass ein Verschulden nachgewiesen werden kann z. B. durch ein Gutachten, das zeigt, dass gegen VDE-Normen oder Herstellerangaben verstoßen wurde. Ist die Anlage fachgerecht errichtet und der Brand auf äußere Einflüsse oder mangelnde Wartung zurückzuführen, kann auch der Betreiber in der Verantwortung stehen.
Bei einem Brandschaden übernimmt in der Regel die Wohngebäudeversicherung die Kosten – sofern die PV-Anlage gemeldet und fachgerecht installiert wurde. Optional kann eine separate Photovoltaikversicherung abgeschlossen werden, die auch Schäden an der Anlage selbst oder Folgeschäden abdeckt.
Wie schützt man sich vor einem Brand durch die PV-Anlage?
Sie schützen sich am besten, wenn Sie auf eine fachgerechte Installation, regelmäßige Wartung und zusätzliche Sicherheitskomponenten achten. Die meisten Brände entstehen durch vermeidbare Fehler. Mit den folgenden Maßnahmen erhöhen Sie die Sicherheit Ihrer Anlage deutlich.
- Beauftragen Sie einen zertifizierten Fachbetrieb: Lassen Sie die Anlage nur von qualifizierten Elektrofachkräften installieren. Achten Sie darauf, dass der Betrieb nach VDE-Normen arbeitet. So vermeiden Sie Planungs- und Montagefehler.
- Verwenden Sie nur passende Steckverbindungen: Nutzen Sie ausschließlich Steckverbinder vom gleichen Hersteller. Achten Sie auf eine korrekte Verrastung. Falsche Verbindungen führen häufig zu Lichtbögen.
- Installieren Sie Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen (AFDD): Diese Geräte erkennen gefährliche Lichtbögen frühzeitig.Besonders sinnvoll sind sie bei brennbaren Dachdämmungen.
- Achten Sie auf nicht brennbare Dachmaterialien: Prüfen Sie vor der Montage, ob Ihre Dacheindeckung schwer entflammbar ist. Harte Bedachungen verringern die Ausbreitungsgefahr im Brandfall.
- Sichern Sie die Kabel vor Tierbiss: Verlegen Sie alle Kabel in Schutzrohren oder mit Bissschutz. Besonders Marder können die Isolierung beschädigen. So verhindern Sie Kurzschlüsse.
- Lassen Sie Ihre Anlage regelmäßig warten: Beauftragen Sie eine Wartung alle ein bis zwei Jahre. Dabei erkennt ein Fachbetrieb Schäden, Korrosion oder lockere Kontakte frühzeitig.
- Nutzen Sie einen Feuerwehrschalter oder DC-Freischalter: Mit einem Feuerwehrschalter können Einsatzkräfte die Gleichstromleitung sicher abschalten. Das senkt das Risiko und schützt Ihr Gebäude im Ernstfall.
Was bringt ein Feuerwehrschalter bei PV-Anlagen?
Ein Feuerwehrschalter trennt die Gleichstromleitungen einer PV-Anlage im Brandfall vom Wechselrichter. Dadurch wird der Stromfluss unterbrochen und die Spannung auf den Leitungen gesenkt. Das erhöht die Sicherheit für Einsatzkräfte und verhindert zusätzliche Brandgefahren. Besonders bei dachfernen Wechselrichtern oder schwer zugänglichen Anlagen ist ein Feuerwehrschalter sinnvoll.
Was macht die Feuerwehr im Brandfall?
Im Brandfall sichert die Feuerwehr zuerst die Umgebung und prüft, ob die PV-Anlage spannungsfrei ist. Falls kein Feuerwehrschalter vorhanden ist, bleibt die Gleichstromseite unter Spannung. Die Feuerwehr hält dann Abstand zu den Leitungen und verwendet geeignete Löschmittel. Bei klarer Kennzeichnung und gutem Zugang kann die Anlage auch gezielt abgeschaltet werden.
Fazit: PV-Anlagen sind sicher – mit der richtigen Installation
Werden PV-Anlagen fachgerecht geplant, installiert und gewartet, sind sie sehr sicher. Die Brandgefahr ist nachweislich gering und liegt weit unter der anderer elektrischer Geräte. Entscheidend ist, dass Sie einen erfahrenen Fachbetrieb beauftragen und auf hochwertige Komponenten achten. Lassen Sie Ihre Anlage regelmäßig prüfen, damit Sie langfristig sicher und sorgenfrei Solarstrom erzeugen können.
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