Dynamische Stromtarife: Mit flexiblen Strompreisen Geld sparen

Herkömmliche Stromtarife setzen auf feste Preise, dabei schwanken die Strompreise an der Börse ständig. Mit dynamischen Stromtarifen können Sie genau davon profitieren. Wie das funktioniert, für wen es sich lohnt und welche technischen Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist ein dynamischer Stromtarif?
Ein dynamischer Stromtarif ist ein Strompreismodell, bei dem sich der Arbeitspreis an den aktuellen Börsenstrompreisen orientiert. Im Gegensatz zu klassischen Stromverträgen mit fixem Preis ändert sich der Tarif laufend und ermöglicht Einsparungen bei flexiblem Verbrauch. Haushalte können so von günstigen Marktphasen profitieren, wenn sie ihren Stromverbrauch gezielt in diese Zeiten verlagern.
Wie funktioniert ein dynamischer Stromtarif?
Ein dynamischer Stromtarif basiert auf den Preisen der Strombörse und passt sich stündlich oder viertelstündlich dem Markt an. Ein Smart Meter misst den Verbrauch und übermittelt die Daten automatisch. Anbieter berechnen den Strompreis je nach Zeitpunkt der Nutzung. So können Verbraucher gezielt Strom verbrauchen, wenn er am günstigsten ist.
Dynamischer Stromtarif mit PV-Anlage
Ein dynamischer Stromtarif mit PV-Anlage kombiniert Eigenverbrauch mit netzabhängigem Strombezug zu Börsenpreisen. Wird mehr Strom erzeugt als verbraucht, wird der Überschuss eingespeist – zu fixen Einspeisevergütungen. Reicht der PV-Strom nicht aus, kann Strom aus dem Netz dann bezogen werden, wenn er besonders günstig ist. Mit einem Home Energy Management System (HEMS) können Sie den Verbrauch gezielt auf diese Zeiten steuern, etwa für Wärmepumpe oder E-Auto. So wird sowohl der Eigenverbrauch optimiert als auch der Netzstrombezug kostenbewusst gestaltet.
Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?
Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich für Hausbesitzer, die ihren Stromverbrauch flexibel steuern können, etwa mit PV-Anlage, Wärmepumpe, E-Auto oder einem HEMS. Besonders vorteilhaft ist der Tarif, wenn Strom gezielt in günstigen Zeiten genutzt wird, zum Beispiel mittags bei hoher PV-Einspeisung oder nachts bei geringer Nachfrage. So können Sie Ihre Stromkosten deutlich senken.
Die folgende Grafik zeigt, wie stark die Strompreise im Tagesverlauf schwanken können. Besonders teuer ist der Strom abends zwischen 18 und 21 Uhr, wenn viele Haushalte Strom verbrauchen. Deutlich günstiger ist er hingegen nachts oder am frühen Morgen.
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Beispielrechnung: E-Auto laden – abends vs. nachts
Stellen Sie sich vor, Sie laden ihr E-Auto mit 20 kWh über eine Wallbox. Je nach Uhrzeit kann das mit einem dynamischen Stromtarif deutliche Kostenunterschiede bringen:
In diesem Beispiel würden Sie 0,35 €/kWh zahlen, wenn Sie das Auto zwischen 18 und 21 Uhr laden. Verlegen Sie den Ladevorgang auf 1 bis 3 Uhr, sparen Sie 5 €. Über das Jahr gerechnet ergibt sich dadurch eine Einsparung von mehreren hundert Euro.
Welche Vorteile bieten dynamische Stromtarife?
Mit dynamischen Stromtarifen können Sie Ihren Stromverbrauch an die Strompreislage anpassen und somit Ihre Stromkosten senken. Besonders bei smartem Energiemanagement entfalten sie ihr volles Potenzial.
- Kosteneinsparung bei flexiblem Verbrauch: Wer energieintensive Geräte wie Wärmepumpe, Waschmaschine oder E-Auto in günstigen Stunden nutzt, kann den Strompreis deutlich senken.
- Transparente Preisgestaltung: Die Strompreise orientieren sich an der Börse und werden meist täglich im Voraus veröffentlicht – das schafft Klarheit über Kosten.
- Nutzung günstiger Marktphasen: Bei hoher Einspeisung von Wind- oder Solarstrom kann der Preis sogar negativ werden. Haushalte, die ihr Stromverbrauch auf diese Zeiten verlegen, profitieren besonders.
- Automatisierung durch HEMS: Ein Home Energy Management System kann Geräte automatisch dann steuern, wenn der Strom günstig ist und die Ersparnisse .
- Netzdienliches Verhalten wird belohnt: Wer Strom in schwach ausgelasteten Zeiten nutzt, unterstützt die Netzstabilität und wird mit niedrigeren Preisen belohnt.
- Kombinierbar mit PV-Anlage oder E-Auto: Strom vom eigenen Dach kann optimal ergänzt werden durch günstigen Netzstrom, etwa nachts zum Laden eines E-Autos oder zum Heizen mit Wärmepumpe.
Welche Nachteile haben dynamische Tarife?
Dynamische Stromtarife bieten zwar Sparpotenzial, bringen aber auch einige Risiken und Anforderungen mit sich. Ohne technisches Verständnis oder Steuerung kann der Tarif sogar teurer werden.
- Schwankende Stromkosten: Die Preise ändern sich stündlich oder viertelstündlich. Ohne angepasste Nutzung können Haushalte genau dann Strom verbrauchen, wenn er am teuersten ist.
- Nicht für alle Haushalte geeignet: Haushalte mit konstantem oder schwer planbarem Stromverbrauch – etwa durch Schichtarbeit oder große Familien – profitieren meist weniger vom dynamischen Modell.
- Abhängigkeit von Marktmechanismen: Strompreise können stark steigen, etwa bei hoher Nachfrage oder wenig erneuerbarem Strom im Netz. Ohne Flexibilität kann das die Stromrechnung deutlich erhöhen.
- Hoher Nutzen nur mit Automatisierung: Ohne HEMS oder smarte Steuerung wird die manuelle Anpassung zur täglichen Herausforderung und reduziert den tatsächlichen Sparvorteil.
- Technische Voraussetzungen notwendig: Für die Nutzung wird ein intelligenter Stromzähler (Smart Meter) benötigt. Nicht alle Haushalte verfügen über die nötige Infrastruktur.
Technische Voraussetzungen
Damit ein dynamischer Stromtarif genutzt werden kann, müssen bestimmte technische Voraussetzungen im Haushalt erfüllt sein. Nur so ist eine stundengenaue Abrechnung und eine flexible Verbrauchssteuerung möglich.
- Smart Meter (intelligenter Stromzähler): Ein zertifizierter Smart Meter ist Pflicht. Er misst den Stromverbrauch in kurzen Intervallen von 15 bis 30 Minuten und überträgt die Daten automatisch an den Anbieter. Nur so kann der dynamische Tarif korrekt abgerechnet werden.
- Moderne Messeinrichtung mit Gateway: Neben dem Smart Meter ist ein Smart-Meter-Gateway erforderlich. Es verschlüsselt und übermittelt die Messdaten sicher an den Netzbetreiber und den Stromanbieter.
- Kommunikationsfähiger Zählerplatz: Der Zählerschrank muss den Einbau und die Kommunikation des Smart Meters ermöglichen. In Altbauten kann dafür ein Umbau notwendig sein.
- Internetverbindung oder Mobilfunkanbindung: Das Smart-Meter-Gateway benötigt eine stabile Verbindung zur Datenübertragung. Entweder über LAN, WLAN oder Mobilfunk (LTE).
- HEMS (optional, aber sinnvoll): Ein Home Energy Management System ist nicht zwingend erforderlich, erhöht aber den Nutzen. Es steuert große Verbraucher automatisch auf Basis der aktuellen Strompreise.
- Stromtarif mit dynamischem Modell: Der Stromanbieter muss einen echten dynamischen Tarif anbieten, bei dem der Preis direkt an den Börsenstrom gekoppelt ist. Nicht alle Anbieter haben solche Modelle im Portfolio.
Was kostet ein dynamischer Stromtarif?
Ein dynamischer Stromtarif besteht aus einem variablen Arbeitspreis, der sich stündlich nach dem Börsenstrompreis richtet, und einem festen Grundpreis. Zusätzlich fallen Netzentgelte und Abgaben an. Je nach Anbieter liegt der Grundpreis bei rund 15–20 €/Monat, der Arbeitspreis schwankt zwischen 0,10 und 0,50 €/kWh.
Welche Anbieter bieten dynamische Tarife an?
Seit dem 1. Januar 2025 sind alle Stromanbieter in Deutschland gesetzlich verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten – allerdings nur für Kunden mit einem intelligenten Messsystem (Smart Meter). Diese Pflicht ergibt sich aus dem Energiewirtschaftsgesetz (§ 41a EnWG) und dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende.
Hausbesitzer ohne Smart Meter haben keinen Anspruch auf einen dynamischen Tarif. Bei Haushalten mit einem Jahresverbrauch über 6.000 kWh ist der Einbau eines Smart Meters vorgeschrieben, sodass dort auch der Zugang zu dynamischen Tarifen verpflichtend ermöglicht werden muss.
Fazit: Wann ist ein dynamischer Stromtarif sinnvoll?
Ein dynamischer Stromtarif ist sinnvoll für Hausbesitzer mit Smart Meter, die ihren Stromverbrauch flexibel steuern können. Wer Strom gezielt in günstigen Zeiten nutzt, kann seine Kosten deutlich senken. Voraussetzung sind technische Ausstattung, Marktverständnis und eine automatische Steuerung. Können Sie ihren Stromverbrauch nicht flexibel gestalten, lohnt sich der Tarif meist nicht.
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